Gesicherte Altlast N10: NUA Müllkompostierungsanlage Traiskirchen

Im Bereich der Altlast N 10 „NUA Müllkompostierungsanlage Traiskirchen“ wurden im Zeitraum vor 1966 bis 1977 auf einer Fläche von etwa 9 ha 300.000 bis 400.000 m³ Haus-, Gewerbe- und Industriemüll sowie Bauschutt abgelagert. Die Sohle der Altablagerung war nicht abgedichtet und befand sich großteils im Grundwasser. Durch die Abfallablagerungen wurde die Qualität des Grundwassers beeinträchtigt.

 Es wurde eine Umschließung der Altablagerung mit Wasserhaltung durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse von Kontrollmessungen zeigt sich, dass von der umschlossenen Altablagerung keine relevanten Emissionen in das Grundwasser mehr ausgehen. Das aktuelle Emissionspotential der Altablagerung kann als gering abgeschätzt werden.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Baden,
Traiskirchen,
Wienersdorf,
1224/1, 1224/7
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 88.000 m²
Volumen Altlast (m³): 350.000 m³
Schadstoff(e) Deponiesickerwasser
Datum Eintrag Altlastenatlas: 02.05.1991
Datum der Prioritätenfestlegung: 10.05.1994
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 01.07.2018
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Umschließung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 13.05.2024

BESCHRIEBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Altablagerung

Die Altablagerung liegt etwa 1,5 km südlich vom Ortsrand von Traiskirchen an der Bundesstraße B17. Im Bereich der Altablagerung wurde seit 1925 Schotter abgebaut. Die Schottergruben wurden auf einer Fläche von etwa 9 ha seit Beginn der 1950er Jahre bis 1977 mit Abfällen in 7 Abschnitten verfüllt (Lage siehe Abb. 4). Die Verfüllabschnitte 1 bis 3, die im Westen bzw. Süden der Altablagerung liegen, wurden bereits vor 1966 verfüllt. Der nördlich an Abschnitt 3 angrenzende Abschnitt 4 wurde im Zeitraum von 1966 bis 1982 geschüttet. Die beiden nördlich angrenzenden Abschnitte 5 und 6 wurden von 1972 bis 1976 geschüttet und weisen die höchsten Schüttmächtigkeiten auf.  Das Ablagerungsvolumen kann auf 300.000 m³ bis 400.000 m³ geschätzt werden.

Zur Ablagerung gelangten Haus-, Gewerbe- und Industriemüll sowie Bauschutt. Die Schüttmächtigkeit beträgt bis zu 7 m. Vor allem in den Abschnitten 4, 5 und 6 wurden überwiegend organische Ablagerungen getätigt. Die Ablagerung erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers. Die Deponiesohle lag vor Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen größtenteils ständig unterhalb des Grundwasserspiegels, bei hohen Grundwasserständen waren die abgelagerten Abfälle bis zu 5 m mit Grundwasser eingestaut.

Untergrundverhältnisse

Die Altablagerung liegt im Wiener Becken in einem quartären Terrassenschotterkörper etwa einen Kilometer östlich der Schwechat. Der Schotterkörper weist in diesem Bereich eine durchschnittliche Mächtigkeit von 7 bis 9 m auf und wird von einem grundwasserstauenden Tonkomplex unterlagert. Die Geländeoberkante liegt etwa auf 208 m ü.A., der Grundwasserspiegel bei 204 mü.A (MGW). Daraus ergibt sich eine Mächtigkeit des obersten Grundwasserhorizontes in einer Größenordnung von 4 bis 6 m. Die Grundwasserströmungsrichtung ist nach Nordnordosten gerichtet. Die lokale hydraulische Durchlässigkeit der grundwasserführenden Kiese wurde auf Basis von Kurzpumpversuchen mit 1x10-3 bis 3x10-3 m/s ermittelt und das hydraulische Gefälle mit rund 5 ‰.

Schutzgüter und Nutzungen

Der südwestliche Bereich der Altablagerung wird gewerblich genutzt, der restliche Bereich liegt brach. Im Umfeld der Altablagerung befinden sich gewerblich genutzte Flächen, landwirtschaftliche Nutzflächen und einige Nassbaggerungen. Das Siedlungsgebiet von Oeynhausen beginnt 400 m südlich der Altablagerung. Im Abstrom wird das Grundwasser zu Nutzwasserzwecken verwendet. Im Anstrom der Altablagerung in einer Entfernung von etwa 200 m befindet sich eine weitere Altlast (N 66 „Wienersdorfer Dachpappenfabrik“). Im Bereich dieser Altlast wurden Untergrundbelastungen vorwiegend mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) festgestellt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

In den Jahren 1991 und 1992 wurden im Bereich der Altablagerung Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse der Eluatanalysen von 31 Ablagerungsproben zeigten, dass mehr als die Hälfte der Proben aufgrund der Parameter CSB, Ammonium, Phenole und Summe Kohlenwasserstoffe ein Sickerwasser erwarten lassen, welches das Grundwasser hinsichtlich seiner Nutzbarkeit als Trinkwasser nachteilig beeinflussen könnte. Die Ergebnisse der Deponiegasuntersuchungen bestätigten, dass in Teilbereichen der Altablagerung organisch abbaubare Abfälle abgelagert wurden. In 8 von 29 Messpunkten wurden Methankonzentrationen über 1 Vol.-% nachgewiesen. In 3 Messpunkten im unverbauten Gelände wurden deutlich erhöhte Methan- und Kohlendioxidgehalte (CH4 >40 Vol.-%, CO2 >15 Vol.-%) gemessen, die einen Hinweis auf einen hohen Anteil organischer Abfälle geben. Erhöhte Konzentrationen leichtflüchtiger halogenierter Kohlenwasserstoffe wurden in einem Punkt festgestellt. Die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen im Bereich der Altab-lagerung zeigten, dass im unmittelbaren Deponiebereich eine deutliche Belastung des Grundwassers durch eine deutlich erhöhte Gesamtmineralisation (elektrische Leitfähigkeit, Gesamthärte, Ammonium, Natrium, Kalium und Chlorid) gegeben war. Im weiteren Grundwasserabstrom zeigte sich eine starke Abnahme der Belastung. Bei einzelnen Proben waren bei den Parametern Ammonium, Chlorid und Summe Kohlenwasserstoffe gegenüber dem Grundwasseranstrom erhöhte Messwerte zu beobachten, wobei Belastungen mit Kohlenwasserstoffen bereits im Grundwasseranstrom der Altablagerung vorhanden waren. Die Analysenergebnisse der übrigen Parameter waren unauffällig.

 

MAßNAHMEN UND UNTERSUCHUNGEN

Beschreibung der Sicherungsmaßnahmen

Von 2007 bis 2009 wurden folgende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt:

  • Umschließung der Altablagerung mit einer Dichtwand
    • Herstellung einer Einphasenschlitzwand 
  • Herstellung eines Systems zur Absenkung des Grundwasserspiegels innerhalb der Umschließung
    • Errichtung von 3 Wasserhaltebrunnen, Steuer- und Kontrollpegel für die Wasserhaltung innerhalb der Dichtwandumschließung
  • Herstellung eines Grundwasserausgleichsystems
    • Verlegung einer Drainageleitung (ca. 350 m Rohrleitung, 16 Kontrollschächte) entlang der Südseite der Umschließung im Grundwasseranstrom zur Dichtwand
  • Herstellung eines Systems zur Sammlung und Ableitung des Oberflächenwassers
    • Errichtung eines Regenwasserpumpwerks innerhalb und einer Versickerungsmulde außerhalb der Umschließung zur Ausleitung von Niederschlagswässern
  • Aufbringung einer Oberflächenabdeckung
    • Abdeckung der ungenutzten Flächen innerhalb der Umschließung (ca. 3 ha) mit einer Wasserhaushaltsschicht

Ziel der Sicherungsmaßnahmen ist es, die Ausbreitung bzw. Verlagerung von Schadstoffen aus dem Bereich der Altablagerung in die Umgebung dauerhaft hintanzuhalten bzw. zu verhindern, so dass eine uneingeschränkte Nutzung des Grundwassers im Abstrom möglich ist.

Dichtwand:

Von November 2007 bis Juni 2008 wurde eine Dichtwand zur Umschließung der Altablagerung errichtet. Diese Dichtwand wurde als Einphasenschlitzwand mit einer Stärke von 60 cm hergestellt. Die Trassenführung der Dichtwand wurde im nordwestlichen Bereich der Altablagerung geändert, da in diesem Bereich Ablagerungen in einem größeren Ausmaß angetroffen wurden. Die umschlossene Fläche erhöhte sich um ca. 1,5 ha auf 107.000 m². Insgesamt beträgt die Schlitzwandfläche 12.650 m², die Schlitzwandtiefe liegt bei durchschnittlich 9 bis 10 m und maximal 11 m, mit einer Einbindetiefe von mindestens 1 m in den Stauer.

Oberflächenabdeckung:

Auf den unbefestigten Flächen im Zentralbereich der Umschließung wurde auf einer Fläche von insgesamt etwa 3 ha eine Wasserhaushaltsschicht hergestellt. Dazu wurde Aushub-
material aus den Bautätigkeiten der Sicherungsanlage aufgebracht und einplaniert sowie eine Unterbodenschicht durch Auftrag von zwischengelagertem Abdeckmaterial und zugeführtem Fremdmaterial (ca. 12.700 m³) hergestellt. Anschließend wurden ca. 30 cm Kompost (6.098 t) aufgetragen und eingefräst.

Die bestehende Oberflächenentwässerung im Bereich der Altablagerung wurde in Hinblick auf eine Minimierung der versickernden Niederschlagsmengen adaptiert. Der auf den befestigten Flächen im Südteil der Umschließung anfallende Oberflächenabfluss wird in einer asphaltierten Mulde gefasst und mit einem Regenwasserpumpwerk in eine Versickerungsmulde außerhalb der Umschließung gepumpt.

Grundwasserabsenkung:

Innerhalb der Umschließung wurden im Juni 2008 zusätzlich zum bereits bestehenden „Brunnen Bamberger“ drei Wasserhaltebrunnen (WH1 bis WH3) errichtet, ausgestattet mit Tauchpumpen und -sonden zur kontinuierlichen Messung des Wasserstandes sowie zur induktiven Durchflussmessung. Mittels der in den Absenkbrunnen installierten Förderpumpen wird Grundwasser im Ausmaß von max. 3,3 l/s entnommen und damit der Wasserspiegel innerhalb der Umschließung unterhalb des Außenwasserspiegels abgesenkt. Die Ableitung der aus den Absenkbrunnen abgepumpten Grundwässer erfolgt in den öffentlichen Schmutzwasserkanal. Der Pumpbetrieb erfolgt in der Nacht, um die hydraulische Belastung des Kanalnetzes zu minimieren. Zur Verhinderung eines durch die Umschließung verursachten Aufstaus im Grundwasseranstrom wurde für den Fall hoher Grundwasserstände ein Ausgleichssystem hergestellt. Das Grundwasser wird im Anstrombereich, entlang der Südseite der Umschließung, durch eine etwa auf HGW-Niveau verlegte Drainageleitung erfasst, entlang der Ostseite um die Umschließung geleitet und im Abstrombereich entlang einer Ver-
sickerungsstrecke wiederversickert.

Zusätzlich wurden 6 Pegelpaare (innen IP 1 – 6, außen AP 1 – 6) mit Tauchsonden zur kontinuierlichen Messung des Wasserstandes installiert. Außerdem wurden insgesamt 4 Grundwassermessstellen (K1, K2 im Anstrom und K3, K5 im Abstrom) errichtet. Eine Beweissicherungssonde aus der Planungsphase (S7) wird als Grundwassermessstelle im Abstrom weiter genutzt (K4).

Untersuchungen 2022 und 2023

  • Deponiegasuntersuchungen an temporären Messstellen
  • Deponiegasuntersuchungen an stationären Messstellen
  • Oberflächenemissionsmessungen
  • Feststoffuntersuchungen
  • Grundwasseruntersuchungen

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Durch die Umschließung der Altablagerung mit einer Dichtwand und einer permanenten Absenkung des Wasserspiegels innerhalb der Umschließung soll eine Ausbreitung von Schadstoffen aus der Altablagerung in den Abstrombereich des Grundwassers unterbunden werden. Eine aktive Entgasung wurde nicht installiert, auf Teilbereichen wurde eine Wasserausgleichsschicht aufgebracht.

Im Zuge von Deponiegasmessungen an temporären Messstellen in befestigten Bereichen wurde lokal erhöhte Deponiegaskonzentrationen festgestellt.

Die monatlichen Deponiegasmessungen an stationären Messstellen zeigten eine noch andauernde Deponiegasbildung. Bei Absaugversuchen über 72 Stunden wurden die höchsten Deponiegaskonzentrationen im Zentralbereich der Altablagerung bestimmt, die im Zuge der Absaugdauer einen abnehmenden Verlauf zeigten. Die aktuelle Deponiegasbildung kann als erhöht beurteilt werden. Insgesamt kann jedoch in Zusammenschau mit den angetroffenen Ablagerungen davon ausgegangen werden, dass der organisch abbaubare Anteil in den Ablagerungen relativ gering ist und das Deponiebildungspotential begrenzt ist.

Die Oberflächenemissionsmessungen zeigten keine mehr als geringfügigen Methanemissionen.

Bei den Feststoffuntersuchungen wurden Belastungen durch Kohlenwasserstoffe und Metalle festgestellt. Weiters wurden für Ammonium erhöhte wasserlösliche Gehalte gemessen. Zur Bewertung der organischen Stabilität wurden die Reaktivitätsparameter Atmungsaktivität und Gasspendensumme herangezogen. Die Ergebnisse der Untersuchungen lassen auf ein geringes Emissionspotential der Altablagerung schließen.

Mittels Wasserstandsmessungen in den Messstellen innerhalb und außerhalb des Dichtwandbauwerkes wird der Betrieb der Wasserhaltung dokumentiert. Es wird eine Absenkung von 0,5 m angestrebt. Trotz Absenkung des Wasserspiegels innerhalb der Umschließung liegen die Ablagerungen bereichsweise im Grundwasser. Die Hausmüllablagerungen sind davon nicht betroffen.

Das Wasser innerhalb der Umschließung zeigt noch hausmülldeponietypische Belastungen sowie reduzierende Bedingungen. Die elektrische Leitfähigkeit sowie die Konzentrationen für Ammonium und Kalium sind innerhalb der Umschließung erhöht, die Sauerstoffkonzentration gering. Davon betroffen ist vor allem der nordöstliche Bereich der Altablagerung. Aus dem Vergleich der Grundwasserproben aus den An- und Abstrommessstellen ist kein erheblicher Schadstoffaustrag aus der gesicherten Altablagerung in das Grundwasser zu erkennen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Sicherungsmaßnahmen die Ausbreitung von Schadstoffen im Grundwasser unterbunden wird. Das noch vorhandene Emissionspotential der Altablagerung kann als gering abgeschätzt werden.

 

Datum der Texterstellung:     Mai 2024