Sanierte Altlast N1: Fischer Deponie

Auf einer Fläche von rund 70.000 m² wurden im Zeitraum von 1972 bis 1987 rund 550.000 m³ unterschiedlichster Abfälle (Hausmüll sowie Gewerbe- und Industrieabfälle) in einer ehemaligen Schottergrube östlich von Theresienfeld ohne Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers abgelagert. Entsprechend den abgelagerten Abfällen kam es zu einer Verunreinigung des Grundwassers mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen sowie zu reduzierenden Verhältnissen durch organisch belastete Sickerwässer.

Im Zeitraum von August 2002 bis Juni 2006 wurden die gesamten Ablagerungen sowie der als kontaminiert klassifizierte Untergrund geräumt und entsorgt. Im Oktober 2006 wurde nach zusätzlichen Erkundungsmaßnahmen der LHKW-Schadensherd durch Aushub entfernt. Durch Grundwasseruntersuchungen wurde nachgewiesen, dass nach Ende aller Aushubmaßnahmen keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser mehr vorhanden sind und auch zukünftig nicht zu erwarten sind. Die Altablagerung „Fischer Deponie“ ist daher als saniert zu bewerten.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Wiener Neustadt (Land),
Theresienfeld,
Theresienfeld,
513/1, 514/1, 514/4, 514/73, 514/89, 514/90, 514/91, 630/1
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Art der Ablagerungen: Aushubmaterial/Abraum,
Bauschutt,
Hausmüll,
Industrie-/Gewerbemüll,
gefährliche Abfälle
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 83.000 m²
Volumen Altlast (m³): 550.000 m³
Schadstoff(e) Organische Lösungsmittel (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 01.02.1990
Datum der Prioritätenfestlegung: 13.05.1990
Priorität: 1
Datum Ausweisung dekontaminiert: 01.03.2008
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (vollständige Räumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 01.03.2008

Beschreibung der Altablagerung

Die Altablagerung liegt im südlichen Wiener Becken östlich der Ortschaft Theresienfeld. In den Jahren 1972 bis 1987 wurden in der ehemaligen Schottergrube Abfälle unterschiedlichster Zusammensetzung abgelagert. Neben Hausmüll wurden auch Gewerbe- und Industrieabfälle in der Grube abgelagert.

Die Fläche der Deponie betrug rund 70.000 m², das Volumen der Ablagerungen betrug rund 550.000 m³. Die Schüttungen befanden sich bis in den Grundwasserschwankungsbereich bzw. bis in das Grundwasser. Die Deponie wurde ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers errichtet.

Grundwasserstromabwärts der Fischer-Deponie ergaben sich bei Grundwasseruntersuchungen in Summe deutlich höhere Belastungswerte an chlorierten Kohlenwasserstoffen (v.a. 1,1,1-Trichlorethan und Trichlorethen) sowie an aromatischen Kohlenwasserstoffen. Die festgestellten massiven Verunreinigungen des Grundwassers betrafen einen für die Trinkwasserversorgung Ostösterreichs sehr bedeutenden Grundwasserkörper. Als Sicherungsmaßnahme wurde eine Sperrbrunnenreihe mit Aufbereitung des geförderten Grundwassers errichtet.

Südöstlich der Altablagerung wurden Verunreinigungen des Grundwassers mit chlorierten Kohlenwasserstoffen (v.a. Trichlorethen) festgestellt, eine Überlagerung mit dem Grundwasserabstrom der Fischer Deponie ist aufgrund der Strömungsrichtung des Grundwassers nicht zu erwarten. Rund 150 m südlich der Fischer Deponie liegt die Altlast N 52-Angerler Grube, eine Beeinflussung auf die Grundwasserqualität im Bereich der Fischer Deponie ist nicht zu erkennen.

Beschreibung der Untergrundverhältnisse

Der Untergrund im Bereich der Altlast ist aus gut durchlässigen, quartären Schottern aufgebaut, die teilweise verfestigt sind. Eine Überdeckung des Schotterkörpers an der Geländeoberfläche fehlt weitgehend. In einer Tiefe von rund 30 bis 35 m unter GOK ist eine gering durchlässige feinkörnige Sedimentschicht vorhanden. Diese gering durchlässige Zwischenschicht besitzt teilweise nur sehr geringe Mächtigkeit und wurde lokal bei Bohrungen nicht angetroffen.

Hydrogeologisch stellt sich der Untergrund als mächtiger Grundwasserleiter dar. Der Flurabstand beträgt rund 20 bis 25 m, die Mächtigkeit des gesamten Aquifers beträgt rund 70 m. Der obere Grundwasserhorizont besitzt Durchlässigkeiten von 1 bis 5x10‑3 m/s, das Grundwasserspiegelgefälle kann mit rund 0,3 % angegeben werden. Der spezifische Grundwasserdurchfluss im Bereich der Altablagerung kann mit einer Größenordnung von ca. 4,5 bis 5 m³/d,m abgeschätzt werden. Über die gesamte Deponielänge liegt der Grundwasserdurchfluss oberhalb der gering durchlässigen Zwischenschicht zwischen rund 2.700 bis 3.300 m³/d.

Beschreibung der Schutzgüter und Nutzungen

Im Umfeld der Altablagerung überwiegt die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, am Westende der ehemaligen Ablagerungen beginnt das Siedlungsgebiet von Theresienfeld. Das Grundwasser im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung wird mittels Sperrbrunnen erfasst und nach Reinigung weiter stromab wieder versickert. Ein Wasserwerk im Anstrom zur Fischer Deponie ist aufgrund der überregionalen Verunreinigung des Grundwassers zum Teil still gelegt worden. Derzeit wird die ehemalige Altablagerung nicht genutzt.

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Auf Grund der durchgeführten Grundwasseruntersuchungen ergab sich, dass das Grundwasser der Mitterndofer Senke, weiträumig mit gesundheitsgefährdenden Stoffen kontaminiert ist. Beginnend bereits grundwasserstromaufwärts der Fischer Deponie erstreckt sich eine Kontaminationsfahne chlorierter Kohlenwasserstoffe, deren Hauptkomponente Tetrachlorethen ist, bis etwa in den Bereich der Gemeinde Ebreichsdorf.

Grundwasserstromabwärts der Fischer-Deponie ergaben sich in Summe deutlich höhere Gehalte an chlorierten Kohlenwasserstoffen, wobei neben Tetrachlorethen als Hauptbestandteile 1,1,1-Trichlorethan und Trichlorethen festzustellen waren. Die festgestellten massiven Verunreinigungen des Grundwassers betrafen einen für die zukünftige Trinkwasserversorgung Ostösterreichs sehr bedeutenden Grundwasserkörper. In Folge der bereits eingetretenen Verschmutzungen mussten bereits Wasserversorgungsanlagen im Bereich der Mitterndorfer Senke aufgelassen werden. Die Fischer-Deponie, als einer der Verursacher der Grundwasserverschmutzung, stellte eine akute Gefährdung eines Grundwasservorkommens von überregionaler Bedeutung dar.

Die Altablagerung stellte eine erhebliche Gefährdung für die Umwelt dar und war als Altlast im Sinne des ALSAG zu bewerten.

 

SANIERUNGSMAßNAHMEN

Im Zeitraum von Juni 2002 bis Jänner 2006 wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Baustelleneinrichtung sowie Vorarbeiten

  • Aushub und Entsorgung der Ablagerungen und des als kontaminiert klassifizierten Untergrundes

  • Wiederverfüllung bis über HGW und Rekultivierung

In der nebenstehenden Abbildung sind der Aushubbereich sowie die für die Beweissicherung verwendeten Grundwassersonden dargestellt.

Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen

Zwischen August 2002 bis Dezember 2003 wurden alle Ablagerungen ausgehoben und entsorgt. Nach einer Erkundung des Untergrundes der Deponiesohle sowie an den Böschungen wurde zwischen März 2004 und Juni 2005 der als kontaminiert klassifizierte Untergrund geräumt und entsorgt. Aufgrund von lokal festgestellten anhaltend hoher LHKW-Belastungen im Grundwasser im Zuge der sanierungsbegleitenden Grundwasseruntersuchungen wurden detailliertere Untergrunderkundungen für einen Teilbereich durchgeführt. In Folge wurde im Oktober 2005 ein zusätzlicher Aushub im betreffenden Bereich durchgeführt.

Insgesamt wurden folgende Mengen ausgehoben und entsorgt:

Ablagerungen: Hausmüll, Gewerbeabfälle, Sperrmüll rd. 447.600 to
  Feste mineralische Abfälle rd. 456.700 to
  Gefährliche Abfälle (v.a. Fässer) rd. 28.200 to
  Gesamt: rd. 932.500 to
Untergrund: (davon rd. 2% als gefährlicher Abfall) rd. 691.300 to
Sickerwasser: (bei Zwischenlagerung angefallen) rd. 3.900 to

 

Rund 277.600 to wurden ausgehoben und anschließend wiederverfüllt, zusätzlich wurden rund 133.300 to Fremdmaterial zur Wiederverfüllung angeliefert.

Nebenstehende Abbildung zeigt die Entsorgungsmassen der Sanierungsmaßnahmen getrennt nach Ablagerungen und entsorgtem Untergrund.

Zusammenfassende Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen

Durch die vollständige Entfernung der Ablagerungen sowie umfangreichen Aushubmaßnahmen im Untergrund im Bereich der ehemaligen Fischer Deponie ist eine weitestgehende Entfernung des Schadstoffpotenzials erfolgt. Insbesondere durch eine nachträgliche kleinräumige Aushubmaßnahme ist eine wesentliche Entfrachtung an LHKW erfolgt. Nach Ende aller Sanierungsmaßnahmen sind die Schadstoffkonzentrationen im Grundwasserabstrom auf ein geringes Niveau gesunken und entsprechen im Wesentlichen der Qualität des Grundwasseranstroms. Die nach Ende der Sanierungsmaßnahmen aus der Fischer Deponie ausgetragenen Schadstofffrachten sind als gering zu bewerten.

Zusammenfassend ergibt sich, dass die Sanierungsziele vollständig erreicht wurden und keine erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser durch die ehemalige Fischer Deponie mehr vorhanden sind und auch zukünftig nicht zu erwarten sind. Die Altablagerung „Fischer Deponie“ ist daher als saniert zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: November 2007