Gesicherte Altlast K26: Holzimprägnierung Leitgeb

Beim Altstandort handelt es sich um einen 67.000 m² großen Teilbereich eines ehemaligen, großen Holzverarbeitungsbetriebes auf dem seit Anfang der 1940er Jahre Holz imprägniert und gelagert wurde. Durch die langjährige Verwendung von Teeröl kam es zu einer tiefreichenden Verunreinigung des Untergrundes.

Ölphase hat sich auf dichteren Schichten bis über die westliche Altstandortgrenze ausgebreitet. Insgesamt wurde auf rund 8.000 m² der Untergrund in einem Ausmaß von mehreren 10.000 m³ erheblich kontaminiert. Ausgehend davon wurde das Grundwasser stark verunreinigt. Eine Ausbreitung von teeröltypischen Schadstoffen mit dem Grundwasser wurde bis in eine Entfernung mehr als 250 m festgestellt. Der überwiegende Teil der Kontamination wurde 2008 und 2009 mit einem Funnel & Gate gesichert. Mittels Kontrolluntersuchungen wurde nachgewiesen, dass die Sicherungsanlagen insgesamt wirksam sind. Das Ausmaß der nicht von den Sicherungsanlagen erfassten Verunreinigungen lässt sich mit wenigen 1.000 m³ abschätzen. Von diesen findet weiterhin ein Schadstoffeintrag in das Grundwasser statt, die abströmenden Gesamtfrachten sind aber nicht erheblich.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Völkermarkt,
Eberndorf,
Kühnsdorf,
624/3, 627, 628/2, 629/1, 1251, .327
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altstandort
Branche: Holzimprägnierwerk
Ergebnis Beurteilung: erhebliche Kontamination
Fläche Altlast (m²): 7.400 m²
Volumen Altlast (m³): 30.000 m³
Schadstoff(e) Teeröl (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 15.09.2007
Datum der Prioritätenfestlegung: 15.09.2007
Priorität: 2
Datum Ausweisung gesichert: 15.01.2024
Status Maßnahme: in Betrieb
Art der Maßnahme: Sicherung
Sanierungsverfahren: Vertikale Dichtelemente (Durchströmte Reinigungswand),
Abdeckungen (Oberflächenabdichtung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 30.05.2011

BESCHREIBUNG DER STANDORTVERHÄLTNISSE

Betriebliche Anlagen und Tätigkeiten

Der Altstandort "Holzimprägnierung Leitgeb" liegt unmittelbar nördlich der Bahnstrecke von Villach nach Bleiburg, nahe der Bahnstation Völkermarkt-Kühnsdorf. Bei dem Altstandort handelt es sich um einen 67.000 m² großen Teilbereich eines 1883 gegründeten, holzverarbeitenden Betriebes, in dem u.a. auch Faserplatten hergestellte wurden. Das Faserplattenwerk lag südlich der Bahngleise und war mit dem Altstandort durch eine Unterführung verbunden.

Am Altstandort befand sich ab 1959 die Holzimprägnierung des Betriebes. Im Westen des Altstandortes lag die Imprägnieranlage nach dem Kesseldruckverfahren. Diese Anlage ermöglichte sowohl die Imprägnierung von Holzmasten mit Teeröl (Kreosot), als auch mit Salzlösungen (Chromsalzen) und bestand im Wesentlichen aus einem Imprägnierkessel mit 2 m Durchmesser und 16,3 m Länge, einem Teerölvorratsbehälter, einem Ölwärmekessel (über Dampfzuleitung beheizt), einem Messkessel, einem Salzlösegefäß mit eingebautem Dampfrührer und darüber gelegenem Salzvorratsbehälter sowie verschiedenen Pumpen, Kompressoren und Messgefäßen. Sämtliche maschinelle Einrichtungen waren im Gebäude der Imprägnieranlage untergebracht. Der Teerölvorratsbehälter bzw. -tank wurde über eine Zapfstelle beim Gleiskörper im freien Gefälle aus Eisenbahnkesselwaggon gefüllt. Östlich der Imprägnieranlage lag eine Mastenschälanlage und ein Sägespansilo. Auf allen weiteren Flächen wurden Hölzer gelagert. 1993 wurde der Bereich aufgelassen und die Anlagen und Gebäude in den Folgejahren abgetragen.

Untergrundverhältnisse

Der Altstandort befindet sich im Talboden des Jauntales auf ca. 438,5 m über Adria. Der Untergrund wird aus sandigen Kiesen aufgebaut in die schluffige Lagen eingebettet sind. Die sandigen Kiese können als Hauptgrundwasserleiter angesprochen werden. Unter den Kiesen folgt ab einer Tiefe von rund 20 bis 25 m meist schluffiger Feinsand, teilweise mit Toneinlagerungen, der grundsätzlich als relativer Grundwasserstauer angesprochen werden kann. In die schluffig-feinsandigen Schichten sind bis zumindest 30 bis 35 m unter GOK (teilweise bis 45 m) weitere geringmächtige Kiesschichten eingelagert, die wasserführend sind. Insgesamt zeigen sich starke Wechsellagerungen von kiesigen sandigen Horizonten und sandig-schluffigen Formationen.

Sowohl die erste dichtere Zwischenschicht als auch der relative GW-Stauer fallen im Bereich der Imprägnierungsanlage in westliche Richtung zuerst stark ab, um dann vom Westrand des Altstandortes ausgehend in nördliche als auch in westliche Richtung wieder stark anzusteigen.

Der Grundwasserspiegel liegt im unmittelbaren Bereich des Altstandorts bei rund 5 m unter Gelände. Die Durchlässigkeit des Aquifers variiert zwischen etwa 10‑3 und 10-4 m/s. Die Grundwasserströmung ist grundsätzlich nach Nord-Westen gerichtet, wobei direkt abstromig des Altstandortes die Strömung zuerst nach Norden gerichtet ist, dann aber nach 100 Fließmetern nach Westen verschwenkt. Die Grundwasserströmung wird zumindest zeitweise durch einen Betriebsbrunnen unmittelbar südlich der Altlast beeinflusst. Das Gefälle direkt abstromig des Altstandortes beträgt rund 0,85 ‰. Der spezifische Durchfluss des Grundwasserkörpers kann für eine Abstrombreite von einem Meter mit mehreren m³/d abgeschätzt werden.

Schutzgüter und Nutzungen

Der Altstandort wird aktuell nicht genutzt. Der Bereich der Imprägnieranlage wurde im Rahmen von Sicherungsmaßnahmen versiegelt, alle weiteren Flächen sind mit Ruderalvegetation bewachsen. Die auf der Asphaltfläche gefasste Niederschlagswässer werden über Mulden an der Nord- und Ostseite der versiegelten Fläche versickert. Ausgenommen ein kleines ungenutztes Stellwerkshaus befinden sich keine Gebäude und Anlagen mehr auf dem Gelände.

Durch einen 5 m hohen Geländesprung getrennt schließen westlich an den Altstandort landwirtschaftlich genutzte Flächen an. Ebenso liegen im Norden des Altstandortes große Felder und Äcker. Östlich grenzt eine aufgelockerte Bebauung mit Wohnhäusern an den Altstandort. Im Süden liegen - getrennt durch die Bahngleise - weitere Flächen des ehemaligen holzverarbeitenden Betriebs, der heute als Recycling-Zentrum genutzt wird.

Im Bereich des Recycling-Zentrums liegt auch die Altlast K31 "Faserplattenwerk Leitgeb", deren Grundwasserabstrom sich mit dem des Altstandortes "Holzimprägnierung Leitgeb" überlagert. Zudem ist in diesem Bereich der Betriebsbrunnen (Kühlwasser) des Recyclingbetriebes situiert.       

Der Altstandort liegt im Grundwasserkörper Jauntal, in der Außenzone des Grundwasserschongebiets Jaunfeld. Rund 500 m westlich fließt der Perschitzenbach. 700 m westlich des Altstandorts beginnt das Quellenschutzgebiet II der Peraschitzenquelle. Etwa 1,5 km nördlich der Altstandortes befindet sich die Drau bzw. der Völkermarkter Stausee. Im direkten Abstrom des Altstandortes sind keine weiteren Grundwassernutzungen bekannt.

 

UNTERSUCHUNGEN

Von 1987 bis 2006 erfolgten die folgenden Untersuchungen am Altstandort:

  • 28 Feststoff- und drei Grundwasserprobenahmen und -analysen (Juli 1987)
  • Entnahmen von Bodenproben (Mischproben) bis 0,4 m Tiefe (Juli 1996)
  • Herstellung von 27 Trockenkernbohrungen (TKB) bis maximal 23,4 m Tiefe
    inkl. Entnahme und Untersuchung von Feststoff- und Schöpfproben (Juli/August 2004)  
  • Errichtung von sechs Grundwassermessstellen (GWP) bis zum Stauer (April/Mai 2005)
  • Entnahme und Analyse von Grundwasserpump- und -schöpfproben aus den neu
    errichteten und bestehenden Messstellen an vier Terminen (Juni 2005 bis August 2006)
  • Durchführung von 24-stündigen Pumpversuchen an fünf Messstellen (April 2006)

 

Im Zuge der Sicherungsmaßnahmen sowie zur Überprüfung deren Wirksamkeit wurden bzw. werden seit 2008 die folgenden Untersuchungen durchgeführt:

  • Herstellung von 14 Trockenkernbohrungen (T) bis zu 51 m Tiefe inkl. Entnahme von Feststoffproben und Untersuchung auf standorttypische Parameter (Dez. 2008 bis Feb. 2009)
  • Monatliche Grundwasseruntersuchungen während der Bauphase an ausgewählten
    bestehenden Grundwassermessstellen (Dez. 2008 bis Juni 2009)
  • Herstellung von sieben Grundwassermessstellen (GWP16 bis GWP21, GWP23; Mai 2009) inklusive Grundwasserpumpprobenahme an einem Termin (Juli 2009)
  • Vierteljährliche (Okt. 2009 bis Juli 2011) bzw. halbjährliche (ab Juli 2011)
    Kontrollmessungen an ausgewählten Grundwassermessstellen
  • Monatliches Filterfenster-Monitoring (Aug. 2010 bis Juli 2012) bzw. Untersuchungen an den Filtern im Rahmen der halbjährlichen Grundwasserkontrollmessungen (ab 2013)
  • Errichtung einer Grundwassermessstelle (GWP6 neu) als Ersatzmessstelle (Nov. 2015)
  • Abteufen von sechs (Juni/Juli 2021) bzw. drei (Juli/Aug. 2021) Rammkernbohrungen (TKB/2020) bis max. 55 m Tiefe inkl. Entnahme und Analyse von Feststoff- und Schöpfproben
  • Errichtung von fünf Grundwassermessstellen bis maximal 35 m Tiefe (Juli/Aug. 2021)
  • Entnahme von Grundwasserpumpproben und -analyse an bestehenden und neu errichteten Grundwassermessstellen an drei Terminen (Juni und Nov. 2020 und Mai 2021) inkl. Durchführung von 8-stündigen Pumpversuchen an drei Messstellen (Mai 2021)

 

GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNG

Bei dem Altstandort handelt es sich um einen 67.000 m² großen Teilbereich eines holzverarbeitenden Betriebes. Ab 1959 wurde am Altstandort eine Anlage zur Kesseldruckimprägnierung von Holz mit Teeröl und mit Chromsalzen errichtet und betrieben. Die Imprägnieranlage war im Südwesten des Altstandortes situiert, auf den weiteren Flächen wurden Hölzer gelagert. 1993 wurde die Imprägnierung eingestellt und die Anlagen und Gebäude abgetragen.

Die Erkundung des Untergrundes zeigte eine massive Kontamination in unmittelbarer Nähe der Imprägnieranlage. Direkt westlich dieser liegt eine tiefreichende Verunreinigung mit Teeröl vor. Im Zentrum der Kontamination beträgt die mittlere Kontaminationsmächtigkeit 12 m und reicht bis zu 10 m weit in das Grundwasser. Ausgehend davon hat sich Teeröl – dem Gefälle der stauenden Schichten folgend bzw. auf diesen – über die Altstandortgrenze in Richtung Westen ausgebreitet. In diesem Bereich sind die Schichten über den lokal stauenden Schichten stark verunreinigt, teilweise wurde Teeröl in Phase nachgewiesen. Zudem liegen am Standort lokale – eher geringmächtige bzw. oberflächige – Verunreinigungen im Bereich des Teeröltanks und nordwestlich der Imprägnierungsanlage vor. Der weitere Altstandort, d.h. die Bereiche der Holzlager war insgesamt unauffällig.

Die Grundwasseruntersuchungen zeigten, dass vom Kontaminationsbereich ausgehend ein massiver Eintrag von PAK16 in das Grundwasser erfolgt. Insbesondere Naphthalin hatte sich im Grundwasser ausgebreitet und konnte zeitweise über 150 m im Grundwasserabstrom nachgewiesen werden. Die Naphthalin-Fracht im unmittelbaren Abstrom des Altstandortes war als sehr groß zu bewerten, ebenso die abströmenden Frachten an PAK15. Weiters waren die ausgetragenen Frachten an KW-Index und Summe BTEX groß.

Zusammenfassend zeigten die Untersuchungsergebnisse, dass auf eine Fläche von 8.000 m² der Untergrund tiefreichend und mit einem Gesamtausmaß von mehreren 10.000 m³ mit Teerölen erheblich verunreinigt wurde. Das Schadstoffpotenzial ist sehr hoch. Ausgehend von der Kontamination wurde das Grundwasser erheblich verunreinigt.

 

SICHERUNGSMAßNAHMEN

Maßnahmen zur Sicherung der Altlast erfolgten 2008 und 2009 und umfassten im Wesentlichen:

  • Errichtung eines Funnel & Gates – bestehend aus 213 lfm Dichtwand mit integrierten Aktivkohlefilterfenstern – zur passiven Lenkung und Reinigung des Grundwasserabstroms (Februar 2008 bis April 2009)
  • Herstellung einer Oberflächenversiegelung auf 12.000 m² inklusive Oberflächenwasserfassung und -ableitung über Sickermulden am Standort (Juli bis August 2009).

Um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu kontrollieren, wurden zudem Grundwassermessstellen errichtet und es erfolgen regelmäßige Kontrolluntersuchungen.

Beurteilung der Sicherungsmaßnahmen

Als Maßnahme wurde ein passiv-hydraulisches Sicherungssystem ausgeführt. Der größte Teil des erheblich kontaminierten Untergrundes – 6.000 m² und 30.000 m³ – wurde mit einem Funnel & Gate abgesichert. Die Oberfläche in diesem Bereich wurde abgedichtet.

Anhand der vorliegenden Kontrolluntersuchungen und der Schichtenpläne ist nachvollziehbar, dass verunreinigtes Grundwasser aus dem anstromig der Dichtwand liegenden Kontaminationsbereiches vollständig über die Filterfernster gefasst wird und auch kein verunreinigtes Grundwasser die Dichtwand im Süden oder Norden umströmt.

Die Grundwasserkontrolluntersuchungen zeigen, dass die Konzentrationen der maßgeblichen teeröltypischen Parameter PAK16, KW-Index und BTEX im Bereich der Altlast bzw. im Zustrom der Gates weiterhin hoch sind. Ein Rückgang einzelner Schadstoffe ist in Randbereichen der Verunreinigung erkennbar, ein signifikanter Rückgang der Schadstoffe im Zentrum der Kontamination ist mittelfristig nicht zu erwarten.

Betrachtet man die Kontrolluntersuchungen an den Filterfenstern ist erkennbar, dass die Filter wirksam sind. Die Konzentrationen der teeröltypischen Schadstoffe liegen im Wasser – welches durch das Gate strömt – deutlich unter den festgelegten Ablaufgrenzwerten und unterhalb der Sanierungszielwerte. Geringe Überschreitungen der Ablaufgrenzwerte am Polizeifilter traten in den letzten zehn Betriebsjahren nur sehr vereinzelt auf.  Die vom Filter erfassten PAK15- und Naphthalin-Frachten sind sehr groß, die für den KW-Index erheblich.

Für den unmittelbaren Abstrom der Altlast ist insgesamt ein Konzentrationsrückgang erkennbar. Dass im Grundwasserabstrom weiterhin erhöhten Schadstoffkonzentrationen vorliegen, ist im Zusammenhang mit den tiefliegenden, kontaminierten Schichten westlich, d.h. abstromig, der Dichtwand zu sehen. Rund 2.000 m² der Altlast werden nicht von der Sicherung erfasst. Das Ausmaß der nicht gesicherten kontaminierten Schichten lässt sich aber auf wenige 1.000 m³ abgrenzen. Die aktuell abströmenden Gesamtschadstofffrachten in rund 100 m Entfernung lassen sich als nicht erheblich abschätzen. Die Pumpversuche bestätigen dieses. Für den nahen Abstrom des nicht von den Sicherungsanlagen erfassten, erheblich verunreinigten Bereiches werden die Frachten ebenfalls als nicht erheblich abgeschätzt.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass aufgrund der durchgeführten Sicherungsmaßnahmen der überwiegende Teil der Altlast gesichert wurde. Verunreinigungen mit einem Ausmaß von wenigen 1.000 m³ werden nicht von den Sicherungsanlagen erfasst. Das Grundwasser im Bereich der Altlast ist weiterhin stark verunreinigt, ein signifikanter Rückgang der Schadstoffe im Grundwasser ist dort mittelfristig nicht zu erwarten. Der Großteil des verunreinigten Grundwassers wird über die Sicherungsanlagen gefasst und gereinigt. Die insgesamt von der Altlast abströmenden Schadstofffrachten sind nicht erheblich. Bei Weiterbetrieb aller Sicherungsmaßnahmen ist auch in Zukunft mit keiner erheblichen Schadstoffausbreitung aus dem Bereich der Altlast in den Grundwasserabstrom zu rechnen.

 

Datum der Texterstellung:     Mai 2023

BMK-Partner