Sanierte Altlast B1: Anschüttung Schilfbereich

In der Gemeinde Rust wurden am Ufer des Neusiedler See Bauschutt und Aushubmaterial abgelagert. Teile der Ablagerungen wiesen ein erhöhten Schadstoffpotenzial auf und stellten eine latente Gefährdung für das Seewasser dar. Die Ablagerungen mit erhöhtem Gefährdungspotenzial wurden entfernt. Die am Standort verbleibenden Ablagerungen stellen keine erhebliche Gefahr mehr für die Umwelt dar.

Bezirk:
Gemeinde:
Katastralgemeinde:
Grundstücksnummern:
Rust,
Rust,
Rust,
613/1, 613/135, 613/174, 618/3, 618/4, 618/7, 618/8, 618/9, 618/10, 626/11, 4078/2, 4078/4, 4078/13, 4078/14, 4079/6, 4080/1, 4080/2, 4080/3, 4080/4, 4080/5, 4080/6, 4080/7, 4080/8, 4080/9
Lage der Altlast : Altlast im GIS anzeigen
Art der Fläche: Altablagerung
Deponietyp: Kommunale Deponie
Fläche Altlast (m²): 130.000 m²
Schadstoff(e)
Datum Eintrag Altlastenatlas: 07.03.1991
Datum der Prioritätenfestlegung: 28.06.1991
Priorität: 3
Datum Ausweisung dekontaminiert: 24.02.2004
Status Maßnahme: abgeschlossen
Art der Maßnahme: Dekontamination
Sanierungsverfahren: Räumung (Teilräumung)
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: 24.02.2004

Beschreibung der Altlast

Die Altablagerung "Anschüttung Schilfbereich " befindet sich am östlichen Ortsende von Rust im Übergang zum Schilfbereich des Neusiedler Sees. Auf einer Fläche von insgesamt ca. 40.000 m² wurden Bauschutt und Aushubmaterial abgelagert. Die Sohle der Ablagerungen ist eingestaut. Unter einem geringmächtigen Wurzelhorizont stehen weitgehend dichte Schluff-, Ton- und Schlickablagerungen an.

Gefährdungsabschätzung

Im Zuge der Untersuchung der Ablagerungen wurden acht Probeschlitze angelegt. Es konnten Anschüttungsmächtigkeiten zwischen 0,5 und 1,1 m festgestellt werden. Die abgelagerten Abfälle bestehen hauptsächlich aus Bauschutt und Aushub. Vereinzelt sind Einlagerungen von Sperrmüll und organischen Materialien vorhanden. Unter den Anschüttungen wurden ein ca. 0,3 m dicker Wurzelhorizont bzw. darunter dichte schluffig-tonige Sedimente angetroffen.

Aus dem sich in den Probeschlitzen einspiegelnden Wasser wurden an drei Stellen Wasserproben gezogen. Zusätzlich wurde eine Probe im angrenzenden Schilfbereich an der Böschung der Anschüttung genommen. Die Analyse der Proben ergab bei einigen Parametern (Leitfähigkeit, KMnO4-Verbrauch, COD, TOC, Ammonium und Phosphor) erhöhte Werte, die jedoch Ergebnissen von Wasseruntersuchungen im Schilfgürtel des Neusiedler Sees entsprechen.

In einer Wasserprobe aus dem Ablagerungsbereich konnten Phenole (40 µg/l) und Kohlenwasserstoffe (1,15 mg/l), in der Probe aus dem Schilfbereich Phenole (51 µg/l) festgestellt werden. Die Analyse einer Wasserprobe auf organische Lösungsmittel ergab chlorierte Kohlenwasserstoffe in Spuren (5,4 µg/l).

Die vorliegenden Unterlagen zeigten, dass direkt in den Randbereich eines Oberflächengewässers Abfälle eingebracht wurden und durch deren Auswaschung eine Beeinträchtigung der Wasserqualität möglich war. Es war eine latente Gefährdung des Schutzgutes "Oberflächengewässer" gegeben.Datum der Texterstellung:    Februar 1991

Sanierungsmaßnahmen

Im Zuge eines behördlichen Ermittlungsverfahrens wurden zusätzliche Untersuchungen der Ablagerungen durchgeführt. Dabei konnte der Bereich der Ablagerungen, der für die latente Gefährdung des Neusiedler See verantwortlich ist, eingegrenzt werden.

Ziel der Sanierungsmaßnahmen war die Herstellung eines Zustandes, bei dem durch Entfernung jenes Teilbereiches der Ablagerungen, der ein erhöhtes Schadstoffpotenzial aufweist, keine erhebliche Gefahr mehr für das  Oberflächen- und Grundwasser vorhanden ist. Zu diesem Zweck wurden folgende Maßnahmen gesetzt:

  • Aushub von Teilbereichen der Ablagerungen in Form von konzentrischen Kreisen um die beiden bei den Untersuchungen festgestellten Stellen mit dem höchsten Schadstoffpotenzial
  • Zwischenlagerung des ausgehobenen Materials auf dem unmittelbar angrenzenden Grundstück
  • Entnahme und Untersuchung von Mischproben zur Feststellung des Behandlungs- bzw. Entsorgungsbedarfes bzw. Entsorgung der kontaminierten Materialien gemäß Deponieverordnung
  • Verfüllung der ausgehobenen Bereiche
  • Abdeckung und Rekultivierung

Die Räumung der Deponie dauerte (mit Unterbrechungen) vom September 2000 bis April 2001. Schwerpunkte der Räumung waren jene Bereichen der  Anschüttung, die einen erhöhten Anteil von Beimengungen und Sperrmüll aufwiesen. Die maximale Tiefe des Aushubs betrug einen 1 m.

Es wurden insgesamt ca. 3.000 m³ Ablagerungen entfernt. Das ausgehobene Material wurde entsprechend den erforderlichen Nachweisen für die Entsorgung untersucht. In den untersuchten Proben wurden keine auffälligen Schadstoffgehalte festgestellt. Anfallender Sperrmüll wurde auf der Reststoffdeponie des Umweltdienstes Burgenland entsorgt.

Die ausgehobenen Bereiche wurden mit Material aus der "Grube Sigleß" in Rust  wiederverfüllt. Die Eignung des Materials zur Auffüllung wurde durch Eluatuntersuchungen nachgewiesen.

Grundsätzlich ist an diesem Standort durch die Abdeckung des Schilfgürtels mit Schüttmaterial mit einer vermehrten Freisetzung von Ammonium im Grundwasser zu rechnen. Die durch Mineralisierung von Stickstoffverbindungen hervorgerufene, verstärkte Ammoniumbildung ist als Begleiteffekt der Schüttung auf den Schilfgürtel zu werten (Abbau der im Untergrund eingeschlossenen Biomasse) und nicht unbedingt auf das Anschüttungsmaterial selbst zurückzuführen.

Es handelt sich um einen lokal begrenzten Einfluss von Ammonium und organischer Substanz, der sich auf den unmittelbar unter der Anschüttung befindlichen, oberflächennahen Grundwasserkörper beschränkt. Eine Nutzung als Trinkwasser ist hier nicht vorgesehen.  Die Gefahr einer Beeinträchtigung des Oberflächenwassers ist durch den Verdünnungseffekt weitgehend auszuschließen.

Durch die Entfernung der Ablagerungen mit dem relativ höchsten Schadstoffpotenzial stellt die verbleibende Altablagerung unter den derzeitigen Standortbedingungen keine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Die Altlast „Anschüttung Schilfbereich Rust“ ist daher als „saniert“ zu bewerten.

 

Datum der Texterstellung: Dezember 2003