Bezirk:
Gemeinde: Katastralgemeinde: Grundstücksnummern: |
Oberwart,
Oberwart, Oberwart, 20041, 20049/2 |
Lage der Altlast : | Altlast im GIS anzeigen |
Art der Fläche: | Altablagerung |
Deponietyp: | Kommunale Deponie |
Art der Ablagerungen: | Hausmüll,
Bauschutt, Aushubmaterial/Abraum |
Fläche Altlast (m²): | 9.200 m² |
Volumen Altlast (m³): | 35.000 m³ |
Schadstoff(e) | Deponiesickerwasser
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Datum Eintrag Altlastenatlas: | 03.07.2000 |
Datum der Prioritätenfestlegung: | 04.05.2001 |
Priorität: | 3 |
Datum Ausweisung dekontaminiert: | 01.06.2005 |
Status Maßnahme: | abgeschlossen |
Art der Maßnahme: | Dekontamination |
Sanierungsverfahren: | Räumung (vollständige Räumung) |
Datum Aktualisierung Altlastenatlas: | 01.06.2005 |
Die Ablagerungen stellten eine erhebliche Gefahr für das Grundwasser dar. In den Jahren 2002 und 2003 wurden die Ablagerungen entfernt. Der ausgehobenen Bereich wurde aufgehöht und rekultiviert. Nach der Räumung stellt der ehemalige Ablagerungsbereich keine Gefahr mehr für das Grundwasser dar. Die Altlast ist daher als saniert zu bewerten.
Beschreibung der Altlast
Die Altablagerung liegt im Pinkatal, im südlichen Ortsteil von Oberwart, ca. 650 m südsüdöstlich des Krankenhauses von Oberwart.
Bei der "Mülldeponie Oberwart" handelt es sich um eine ehemalige Sandgrube, die bis 1986 verfüllt wurde. Es wurden rund 35.000 m³ Hausmüll, Bauschutt, Abraum und hausmüllähnliche Abfälle deponiert. Die Mächtigkeit der abgelagerten Abfälle beträgt zwischen 3,5 und 7 m. Nach Abschluss der Ablagerung wurde die Deponie mit Lehm abgedeckt und humusiert. Im nördlichen Abschnitt der Altablagerung wurde auf einer Fläche von rund 500 m² Aushubmaterial auf die Lehmabdeckung aufgebracht. Im Bereich der ehemaligen Deponie befindet sich keine Basisabdichtung, Sickerwassererfassung oder Deponiegaserfassung.
Der gegenständliche Abschnitt des Pinkatales ist generell von Nordwesten nach Südosten gerichtet. Die "Mülldeponie Oberwart" befindet sich am Nordosthang des Kirschberges im Übergangsbereich zum Talboden des Pinkatales. Das Gelände weist dementsprechend eine Neigung nach Nordosten hin auf (Geländehöhe ca. 327 m ü.A. bis 322 m ü.A.). Der Untergrund im Bereich der Altablagerung ist räumlich sehr heterogen aufgebaut. Unter den bis zu 7 m mächtigen anthropogenen Anschüttungen tritt eine Abfolge von schluffigen bis kiesigen Feinsanden und Sanden mittlerer Korngröße auf. In diese Abfolge sind unterschiedlich mächtige Schlufflinsen eingeschaltet. Diese Sedimentabfolge konnte bis zu einer Tiefe von 21 m unter Gelände nachgewiesen werden.
Im Raum Oberwart treten mehrere Grundwasserstockwerke auf. Im Bereich der "Mülldeponie Oberwart" liegt der Grundwasserspiegel des ersten Grundwasserhorizontes auf etwa 305 m ü.A. bis 306 m ü.A. Der Abstand der Deponiesohle zur Grundwasseroberfläche beträgt ca. 10 m bis 15 m. Die Grundwasserströmung ist lokal nach Osten gerichtet. Die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters ist gering und liegt bei 9* 10-6 bis 6* 10-5 m/s. Die Mächtigkeit des Grundwassers im Bereich der Altablagerung kann mit etwa 0,5 m bis 2,5 m angegeben werden.
Die Grundstücke südwestlich und südöstlich der Altablagerung sind bewaldet. Im Nordwesten und Nordosten grenzen öffentliche Wege an die Deponie. Die Flächen nordöstlich der Deponie werden landwirtschaftlich genutzt.
Im Umfeld der Altablagerung befinden sich mehrere Brunnen, die in nachfolgender Tabelle angeführt werden. Diese Brunnen dienen zur Trinkwasserversorgung großer Teile des Bezirkes Oberwart.
Brunnenanlagen in der Umgebung der Mülldeponie Oberwart
Name der Brunnenanlage | Entfernung zur Mülldeponie | Art der Brunnen |
Wasserwerksgelände–Brunnenfeld West | 300–400 m NW | 1 Tiefbrunnen ca. 150 m tief; mehrere Brunnen ca. 20–25 m tief; |
Tiefbrunnen des "Wasserverbandes Südl. Bgld." | 600 m NE | 1 Tiefbrunnen ca. 140 m tief; |
Brunnenfeld Inform | ca. 500 m NW | 4 Brunnen ca. 40–70 m tief; |
Brunnenfeld Unterwart | ca. 2,5 km SW | 4 Tiefbrunnen |
Tiefbrunnen Nadasch | ca. 1,4 km W | 1 Tiefbrunnen |
Gefährdungsabschätzung
Die "Mülldeponie Oberwart" ist eine ehemalige Sandgrube, die bis 1986 mit Hausmüll, Bauschutt, Aushub, Plastik- und Metallabfällen verfüllt wurde. Der Ablagerungsbereich umfasst ein Volumen von etwa 35.000 m³. Die Schüttung erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers.
Im Zuge der Durchführung der Untergrundaufschlüsse wurde festgestellt, dass die Mächtigkeit der abgelagerten Abfälle bis zu 7 m beträgt. Die Ergebnisse der Eluatuntersuchungen von 17 Abfallproben ergaben vor allem bei den für Hausmüllablagerungen typischen Parametern Ammonium und chemischer Sauerstoffbedarf erhöhte wasserlösliche Gehalte. Zusätzlich waren an einem Teil der Eluate die Konzentrationen für Summe Kohlenwasserstoffe und Phosphat erhöht. Die Ergebnisse der Eluatanalysen lassen darauf schließen, dass die Sickerwässer aus der Deponie hauptsächlich Belastungen durch den biogenen Abbau des Hausmülls aufweisen.
Die Auswertung der Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung zeigt in Teilbereichen des Abstromes eine Veränderung der Beschaffenheit des Grundwassers. In den Grundwassermesstellen S1 und S2 wurde eine signifikante Erhöhung bei den Parametern elektrische Leitfähigkeit, Gesamthärte, Natrium, Chlorid und Sulfat gegenüber dem Anstrom festgestellt. Zusätzlich wurde an der Abstromsonde S2 für Kaliumpermanganatverbrauch der Differenzschwellenwert überschritten. Das höher mineralisierte und deutlich aufgehärtete Grundwasser im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung zeigt ein Belastungsbild, das für Verunreinigungen durch Deponiesickerwässer charakteristisch ist.
Zusammenfassend ergibt sich, dass neben Aushub und Bauschutt auch Abfälle mit erhöhtem Schadstoffpotenzial (Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle) abgelagert wurden. Die Schüttung der Deponie erfolgte ohne technische Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers, sodass Sickerwässer aus der Deponie ungehindert ins Grundwasser gelangen können. Es wurde eine Beeinflussung des Grundwassers im unmittelbaren Abstrom der Altablagerung nachgewiesen. Die "Mülldeponie Oberwart" liegt in einem wasserwirtschaftlich sehr bedeutenden Gebiet. Es ist geplant, das Grundwasser durch eine wasserwirtschaftliche Rahmenverfügung zu schützen.
SANIERUNGSMASZNAHMEN
Beschreibung der Sanierungsmaßnahmen
Ziel der Sanierungsmaßnahmen war die Entfernung sämtlicher Ablagerungen und verunreinigter Untergrundbereiche, die eine Gefahr für das Grundwasser darstellen können. Konkret sollte sämtliches Material entfernt werden, das nicht den Anforderungen der Deponieverordnung für Bodenaushub entspricht. Ausgenommen davon war Material, das den natürlichen Hintergrundwerten entspricht.
Zu diesem Zweck wurde im Zeitraum von April 2002 bis Mai 2003 die Sanierung der Deponie durchgeführt. Diese erfolgte in den Phasen
- Vorarbeiten (Entfernung des Bewuchses, Untersuchung der Ablagerungen zur Klassifizierung für die Entsorgung)
- Räumung der Ablagerungen und des verunreinigten Untergrundes
- Aufhöhung und Rekultivierung
Vor Beginn der Räumungsarbeiten wurde die Ablagerungsfläche gerodet. Anschließend wurden die Deckschichten und Ablagerungen untersucht. Die Ablagerungen wurden mit acht Schürfen erkundet. Dabei wurde erwartungsgemäß großteils Hausmüll bzw. hausmüllähnliche Abfälle angetroffen.
Die Räumung der Deponie erfolgte von Norden nach Süden in insgesamt 5 Abschnitten im Deponie- und 4 Abschnitten im Böschungsbereich.
Material aus jenen Bereichen, wo eine Vermischung der Abfälle mit mineralischen Zwischenabdeckungen vorlag, wurde vor Ort über eine Siebanlage in Fraktionen (> 16 mm, < 16 mm) getrennt. Insgesamt wurden 91.650 t bzw. ca. 52.000 m³ Material ausgehoben.
Vor der Freigabe der Aushubsohle für die Wiederaufhöhung wurden die Sohl- und Böschungsbereiche beprobt und chemisch untersucht. Die untersuchten Proben entsprachen den Anforderungen der Deponieverordnung für Bodenaushub.
Die Wiederaufhöhung erfolgte mit Aushubmaterial, das den Anforderungen der Sanierungsziele entsprach. Zusätzlich wurden ca. 27.000 Tonnen externes Material zugeführt. Das im Zuge der Vorarbeiten an den Rändern der Deponie gelagerte Material wurde als Rekultivierungsschichte herangezogen.
Grundwasserbeweissicherung
Vor Beginn der Räumungstätigkeiten, im März 2002, wurde eine Beprobung der Grundwassermesstellen S 1, S 2, S 3 und S 5 durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigten im wesentlichen die früheren Grundwasseruntersuchungen. Die Messstellen im Abstrom weisen eine erhöhte organische Belastung (TOC, KMnO4-Verbrauch) und eine erhöhte Mineralisierung auf. Die stärksten Belastungen wurden in den Messstellen S 1 und S 2 festgestellt.
Nach der Räumung der Deponie, im August 2003, konnten aufgrund des niedrigen Wasserstandes lediglich die Messstellen S 3 (Anstrom) und S 5 (grundwasserstromseitlich) beprobt werden. In Tabelle 3 sind die Ergebnisse der Grundwasseruntersuchungen für diese beiden Messstellen vor und nach der Räumung dargestellt.
Im der Messstelle S 5 nach der Räumung entnommenen Grundwasser wurde ein Konzentrationsrückgang bei den Parametern Bor, Ammonium, TOC sowie eine geringerer KMnO4 Verbrauch festgestellt. Das der anstromig gelegenen Messstelle entnommene Grundwasser zeigte keine wesentliche Veränderungen in der Zusammensetzung.
Beurteilung der Sanierungsmaßnahmen
Im Bereich der Altablagerung wurden sämtliche Ablagerungen und Untergrundbereiche entfernt, die eine Gefahr für das Grundwasser darstellen können. Insgesamt wurden ca. 52.000 m³ Material ausgehoben. Davon wurden ca. 42.000 m³ entsorgt bzw. wiederverwertet, ca. 10.000 m³ konnten für die Aufhöhung der Aushubsohle oder für die Rekultivierung verwendet werden.
Bei der Untersuchung der Aushubsohle und der Böschungsbereiche nach der Räumung wurden keine grundwassergefährdenden Verunreinigungen des Untergrundes festgestellt. Das zur Aufhöhung der Aushubsohle und Rekultivierung verwendete Material stellt aufgrund der vorhandenen Unterlagen keine Gefahr für das Grundwasser dar.
Da die Grundwasseruntersuchungen an nur einem Termin nach der Räumung durchgeführt wurden, sind keine Rückschlüsse auf eine nachhaltige Verbesserung der Grundwasserqualität möglich. Bei diesem Termin konnten auch die beiden am stärksten belasteten Messstellen nicht beprobt werden. Der in der Messstelle S 5 festgestellte Konzentrationsrückgang bei mehreren Untersuchungsparametern ist nicht auf die Räumung zurückzuführen, sondern vermutlich auf unterschiedliche Grundwasserströmungsverhältnisse zu den Zeitpunkten der verglichenen Probenahmetermine. Es ist aufgrund der Standortverhältnisse auch nicht zu erwarten, dass sich die Grundwasserqualität bereits innerhalb eines Jahres nach der Räumung deutlich verbessert.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass sämtliche Ablagerungen entfernt wurden und damit die Ursache der Grundwassergefährdung beseitigt wurde. Es ist davon auszugehen, dass sich die Grundwasserqualität im Abstrom der ehemaligen Altablagerung innerhalb einiger Jahre deutlich verbessern wird. Die Altlast ist daher als saniert zu bewerten.
Datum der Texterstellung: Dezember 2004